Einflussfaktoren der Arbeitgeberattraktivität
Immer öfter suchen vor allem junge Arbeitnehmer nach einer Tätigkeit, die zu ihrem Leben passt und nicht mehr umgekehrt (Meuser, 2016). Das verdeutlicht, dass das Privatleben an Stellenwert gewinnt und somit auch Arbeitgeber nach unterschiedlichen Kriterien zur Verein-barkeit von Privatleben und Beruf ausgewählt werden.
Die Rolle des Unternehmens ist hierbei, die marktorientierten und ressourcenorientierten Fak-toren zur Beeinflussung der eigenen Attraktivität zu ermitteln (Huf, 2007).
Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht der unterschiedlichen Kriterien und Faktoren
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Standort
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StandortimageWohnraumangebotKulturelles Angebot
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LebensqualitätFreizeitwert
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Branche
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BranchenimageZukunftsfähigkeit
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Produktidentifikation
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Unternehmenssituation
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Marktstellung & -positionierungErtragslageInternationalisierungsgradArbeitsplatzsicherheitBekanntheit
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UnternehmensimageInnovationskraftUnternehmensgrößeUnternehmenskulturRechtsform
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Führung, Organisation, Zusammenarbeit
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BetriebsklimaFührungsstilTeamorientierungKollegialität
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AufbauorganisationTopmanagementFührungsinstrumente
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Personalpolitik
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EntgeltSozialleistungenFort- und WeiterbildungKarriereplanung
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PersonalauswahlArbeitszeitWork-Life-Balance
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Job-Design
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AufgabenvielfaltGanzheitlichkeit
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BedeutungsgehaltAutonomie des Handelns
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Mit Hilfe der Auflistung kann festgestellt werden, dass die Einflussfaktoren sowohl juristi-sche Größen beinhalten, als auch emotionale Elemente darstellen.
Ein Arbeitnehmer und Arbeitgeber schließen einen juristischen Arbeitsvertrag ab, der Bedingungen wie Vertragsdauer, Entlohnung, Arbeitszeit und die Arbeitstätigkeit beinhaltet (Raeder & Grote, 2012) und u.a. auf Gesetzen und Betriebsvereinbarungen basiert (Huf, 2011). Im Falle eines Vertragsbruches können die Beteiligten den Konflikt vor institutionellen Instanzen austragen (Huf, 2011).
Neben dem juristischen Vertrag beschreibt der psychologische Vertrag den grundlegenden Aspekt einer Arbeitnehmer-Arbeitgeber Beziehung (Coyle-Shapiro & Kessler, 2000; Raeder & Grote, 2012) und impliziert wechselseitige subjektive Erwartungshaltungen und Anforderun-gen, die oft nicht ausgesprochen werden (Huf, 2011; Rousseau, 1989).
Durch die Veränderungen in der heutigen Arbeitswelt verändert sich ebenfalls das Ausmaß des psychologischen Vertrags (von Ameln & Wimmer, 2016). Arbeitgeber müssen nun mehr bieten und Arbeitnehmer mehr leisten als zuvor, um dem psychologischen Vertrag gerecht zu werden und einem Bruch vorzeitig entgegenzuwirken (Humm, et al., 2016). Zumeist sind die Versprechungen und Erwartungen subjektiv und werden individuell interpretiert (Huf, 2011). Wenn die Erwartungshaltungen innerhalb des psychologischen Vertrags erfüllt oder gar übertroffen werden, stärkt sich das Commitment des Arbeitnehmers. Gleichzeitig wird der Vertrag aus Arbeitnehmersicht gebrochen, wenn der Arbeitgeber sich nicht an seine impliziten Versprechungen hält (Huf, 2007; Humm, et al., 2016). Somit gibt der psychologische Vertrag eine Orientierung für Mitarbeiter und bildet das Fundament für die Attraktivität eines Arbeitgebers für außenstehende Kandidaten (Raeder & Grote, 2012). Wenn individuelle Wertevorstellun-gen eines Arbeitnehmers bedeutsam sind, sollten diese Erwartungen von dem Arbeitgeber erfüllt werden (Thiel & Weiß, 2017).
Die Erfüllung des psychologischen Vertrages beeinflusst ebenfalls die Arbeitgeberattraktivität durch die Word-of-mouth Kommunikation. Im Zusammenhang mit der Rekrutierung kann diese mündliche Überlieferung als interpersonelle Kommunikation über einen Arbeitgeber o-der über spezifische Jobtätigkeiten verstanden werden (Van Hoye & Lievens, 2005). Wenn sowohl positiv als auch negativ über das Unternehmen gesprochen wird, hat es einen starken Einfluss auf die Arbeitgeberattraktivität (Collins & Stevens, 2002). Somit ist es für Arbeitgeber zunehmend wichtig, die eigenen Attraktivitätsmerkmale sowohl nach außen als auch nach innen geschickt zu kommunizieren.
Folglich scheint Arbeitgeberattraktivität ein vielschichtiges Konstrukt zu sein, bei dem viele verschiedene Elemente einen Einfluss haben können. Diverse Studien belegen allerdings, dass Arbeitszeit einer der hervorstechenden Attraktivitätsfaktoren ist und ein großer Einflussfaktor im psychologischen und juristischen Vertrag darstellt.
Nach der Global Workforce Study von Towers Perrin (2007, p. 7) gehört das Anbieten von flexiblen Arbeitszeiten an erster Stelle zur Gewinnung von Mitarbeitern. Auf Kununu wird vielmehr nach Kriterien wie flexible Arbeitszeiten gesucht, als z.B. nach finanzieller Mitarbeiterbeteiligung (Meuser, 2016). Das bedeutet für Unternehmen, dass das Verständnis und eine Anpassung an die neuen Wertevorstellungen der Arbeitnehmer erforderlich ist, um zukünftig Fachkräfte für sich gewinnen zu können (Ritz & Waldner, 2011). Auch im Zusammenhang mit den veränderten Wettbewerbsbedingungen und den Schwankungen des Angebots und der Nachfrage ist eine Zeitflexibilisierung unerlässlich (Thom, et al., 2002). Aus diesem Grund ist der Entwurf eines zum Unternehmen passenden Arbeitszeitmodells entscheidend.